Geschichte

1902 - 1920

Da bis jetzt in Berg noch kein Musikcorps ins Leben gerufen worden ist, so glauben und hoffen wir, jedermann der Gemeinde Berg wie Umgebung, welche uns zu dem angefangenen Werk Glück wünschen und uns aus der ökonomischen Lage zu verhelfen, wenn wir einmal die schmetternden Töne und die herrlichen Melodien der Einwohnerschaft der Gemeinde Berg hören lassen können.
Mit diesen Worten wurde die Musikgesellschaft Berg am 6.Juni 1902 in der Wirtschaft
zur Sonne in Berg gegründet.Gründungsmitglieder sind:

Bühler August Präsident und Dirigent
Göhring Emil Aktuar
Kurz Jakob Kassier
Altwegg Heinrich 1. Beisitzer
Beaa Emil 2. Beisitzer
Brauchli Ernst
Gresser Adolf
Misteli Johann
Horber Jakob
Metzger Heinrich
Frei Ernst

An der 1. Generalversammlung vom 13. September 1902 im Gasthaus zum Löwen in Berg wurde als neuer Präsident Herr Vorsteher Eduard Schneider gewählt.
Als neue Mitglieder konnten Schimpf Emil, Brändli Johann und Rüdt Eduard in die Gesellschaft aufgenommen werden.
Mit Bewunderung und Achtung gedenken wir jener Männer aus den Anfängen unserer Musikgesellschaft, die aus Idealismus für das Schöne und Edle unserer Musik, in der Beschaffung von Instrumenten ihre grossen materiellen Opfer gebracht haben, zur Hauptsache aus eigenen Mitteln.
Die einzige Unterstützung für die Beschaffung der ersten Instrumente bei der Instrumentenfabrik M. Wolf in Frauenfeld, wurde ihnen damals durch Präsident Schneider in Form eines Kredites zuteil. Die Musikgesellschaft verpflichtete sich, dieses Geld zurück zu erstatten. Aber ob dieser Kredit jemals zurückbezahlt wurde, steht nirgends geschrieben.

Die Gründungsstatuten wurden am 29. Oktober 1902, erstellt.
Unter Paragraf 22, Bussen, ist zu lesen:
Bei zu spätem Erscheinen zu den Übungen und Versammlungen wird mit Rappen -.20, gänzlich unentschuldigtes Ausbleiben beidenselben mit Rappen -.50, und Ausbleiben bei Produktionen mit Fr. 5.- gebüsst. Wer sich bei einer Uebung, Produktion oder von einem Ausflug ohne Entschuldigung beim Dirigenten, entfernt, bezahlt eine Busse von Fr. 2.--
Die junge Musikgesellschaft wurde in den Anfangsjahren zu den verschiedensten Anlässen anderer Vereine in Berg und Umgebung eingeladen.
Am 1. November 1905 hielten die Kommissionen der Musikgesellschaft und des Männerchors eine Sitzung ab und beschlossen, im Winter 1905 ein gemeinschaftliches Konzert abzuhalten. Ferner wurden die beiden Präsidenten beauftragt, für die Theaterstücke zu sorgen. Ab diesem Datum wurde mit Unterbrüchen alljährlich, soweit möglich, ein Konzert mit Theater zusammen mit dem Männerchor durchgeführt.

Am Sonntag 31.Okt. 1909 wird im Rest. Freihof, Berg, bei Herr J. Altwegg, beschlossen, im kommenden Winter in eigener Regie ein Konzert für ein neues Schlagwerk durchzuführen, sofern einTambour und ein Paukist gefunden werden.
Am 16. / 17. Juli 1911 trat die Musikgesellschaft Berg am Kantonalen Musikfest in Kreuzlingen zum Wettkampf an. Sie spielte in der Kategorie 1A (leichtere Komposition) die Ouvertüre zur Oper „ Die Geisterinsel“ und wurde mit dem 5. Schlussrang und einem Lorbeerkranz belohnt.
Von den beiden Vereinen, Musikgesellschaft und Männerchor, wurden im Januar 1913 für Fr. 1000.-- ! neue Theaterkulissen angeschafft. Es hat nun jeder Verein das Recht, nach Absp21rache, dieselben bei diesbezüglichen Anlässen zu benutzen und auch an andere Vereine auszumieten. Diese Kulissen werden heute noch von der Musikgesellschaft bei Theateraufführungen eingesetzt!
Die Musikanten der Musikgesellschaft Berg nahmen am 6.Juni 1920 am Kantonalen Musikfest in Weinfelden teil. Die 13 Mann starke Gesellschft wurde in der 2. Kategorie mit einem Lorbeer bekränzt und zwar im 5. Rang mit 43.5 Punkten.
Seit Oktober 1920 ist das Rest. Frohheim (Wehrli Halle) das Vereinslokal der MG Berg.

1921 - 1940

Im Juli 1924 präsentierten die Musikanten ihre erste Uniform. Die Finanzierung derselben wurde durch die Bevölkerung und die Bürger -und Ortsgemeinde Berg tatkräftig unterstützt.
In den folgenden Jahren entwickelte sich die Musikgesellschaft erfreulich rasch, was die Musikanten beflügelte, am Eidg. Musikfest in La Chaux-de-Fonds teilzunehmen. Vier Tage, vom 23. – 26.Juli 1927 (verbunden mit einer Vereinsreise)
Das Selbstwahlstück, Overtüre zur Oper „Demophor“, liess stark zu wünschen übrig. Eine erfreuliche Ueberraschung brachte dann das Vierwochenstück.
Der Vorstand traf sich zu vielen Sitzungen und Zusammenkünften, Abendunterhaltungen wurden immer wieder zusammen mit dem Männerchor Berg im Saal „Zur Frohen Aussicht“ abgehalten.
Im Jahre 1930 wurde an der Strasse Berg – Birwinken das erste Waldfest durchgeführt.

Als Musikgesellschaft waren und sind wir auf die finanzielle Unterstützung der Gemeinden angewiesen. Im Jahre 1932 wurde die Subvention an die Musikgesellschaft um 25% gekürzt.( Fr.100.--), die Musikanten waren der Meinung 10 % hätten auch gereicht. Darum wurde beschlossen die Besoldung des Dirigenten für das zweite Halbjahr 1932 um Fr. 100.—zu reduzieren.

Es kam jener denkwürdige 1. September 1939. Sturmglocken ertönten über das ganze Land. Ein neuer Weltkrieg war entfesselt. Generalmobilmachung! Bis auf einen kleinen Rest wurden alle unsere Mitglieder, die Aktivsoldaten und Hilfsdienstler, zum Schutze unserer Landesgrenze aufgeboten. Düster und schwer lag die Zukunft vor uns.
Da hatten wir nur eine Bitte: Dass der Herrgott uns auch weiterhin vor den Schrecken des Krieges bewahren wolle und dass bald die Friedensglocken läuten möchten.
In diesen 20 Vereinsjahren erlebte die Musikgesellschaft einige Höhen und Tiefen.
Während den Kriegsjahren schrumpfte die Mitgliederzahl, da viele Musikanten wie schon erwähnt, im Militärdienst an der Grenze standen. Aber trotz allem gab die Musikgesellschaft nicht auf. Im Gegenteil, sie ging gestärkt an ihre Aufgabe, mit Musik Freude zu bereiten.

1941 - 1960

Das Winterkonzert 1941 konnte nicht durchgeführt werden, da der Saal zur
Frohen Aussicht und die Turnhalle wegen Brennstoffmangels aus kriegswirtschftlichen Gründen nicht geheizt werden konnte.
Am 11.Juni 1944 übernahm die MG Berg die Durchführung des Kreismusiktages.
Ueber das Fest selber gibt es leider kein Protokoll. Der finanzielle Ertrag von
Fr. 1'466.77 war fü die damalige Zeit sicher ein guter Lohn. Die beiden Musikkorps Märstetten und Berg, veranstalteten im Mai 1947 ein Gemeinschaftskonzert zu Gunsten der Neuuniformierung der MG Berg.
Am 10. Oktober 1948 erhielten die Musikanten der MG Berg ihre zweite Uniform.
Zur Präsentation vor der Bevölkerung wurde rund um Berg, bis zum Kehlhof und sogar bis nach Mauren Marschmusik gespielt. Und das vom Sonntag Mittag bis in den Abend hinein.
Vom Kant. Musikfest 1951 in Kreuzlingen, kehrten die Musikanten, in der vierten Klasse spielend, mit der Note sehr gut zurück.
Es gab eine Zeit, da der Besitz einer Fahne bei ländlichen Musikvereinen eine Seltenheit war. Dies ist in den letzten Jahren, wohl zufolge der vielerorts durchgeführten Uniformierungen, anders geworden.
Zum 50 jährigen Jubiläum am 13. Juli im Jahre 1952 konnten die Musikanten mit grosser Freude zusammen mit der Patensektion Weinfelden das erste Vereinsbanner einweihen.
In der vierten Klasse spielend und mit dem Prädikat „Vorzüglich“ im Wettstück und „Sehr gut“ in der Marschmusik, wurde die Musikgesellschaft 1957 vom „Eidgenössischen“ aus Zürich empfangen. Die Freude war überwältigend und dementsprechend wurden die Musikanten auch von der Berger Bevölkerung gefeiert.
Im Jahre 1958 luden die Musikanten der MG Berg alle Veteranen des Kantons zu der alljährlich stattfindenden Tagung nach Berg ein.
Erstmals in der dritten Klasse mit Stundenchor spielte die MG Berg 1959 am
Kant. Musikfest in Weinfelden und erreichte ein Resultat, das in die Geschichte der MG Berg eingehen wird.
1. Rang Wettstück und Stundenchor (Vorzüglich); Marschmusik: Sehr gut!

1961 - 1980

Mit Spannung erwarteten die Musikanten von Berg am Sonntagmorgen des
24. Oktobers 1965 die Musikantinnen und Musikanten aus Legau im Allgäu. Mit einem Gottesdienst, der durch den Gastverein feierlich umrahmt wurde, und einem anschliessenden Platzkonzert, begrüssten uns die Legauer Musikanten und ihre Anhänger. Mit diesem Besuch wurden beidseitig freundschaftliche Bande geknüpft.
Bitter kalt war es auf dem Glockenturm der Katholischen Kirche, was die Musikanten nicht davon abhielt den Jahreswechsel 1965/66 mit ihrer Musik zu verschönern. Mit besinnlichen Tönen wurde das alte Jahr verabschiedet und das Neue willkommen geheissen. Anita Keller wurde im Jahr 1966 als erste Frau in den Verein aufgenommen. 21 Jahre hatte uns die alte Uniform begleitet. Mit einem grossen Fest, vom
1. – 3. August 1969, unter dem Motto „ Berg drei Tage im Schuss“, präsentierten die Musikanten ihre neue Uniform. Erstmals in der Vereinsgeschichte durften die Musikantenfrauen bei der Auswahl der neuen Uniformen beratend mithelfen. Bei der entscheidenden Abstimmung unterlag „olivgrün“ nur ganz knapp dem „kaffeebraun“. Da einige Instrumente dringend ersetzt werden mussten, wurde an der Halbjahresversammlung 1971 beschlossen, in den nächsten zwei Jahren diese bei der Firma Herm. Haag, in Kreuzlingen zu bestellen. Für die Finanzierung der neuen Instrumente wurden in einer geheimen Befragung 95 Anteilscheine à Fr. 100.— gezeichnet, somit war die Finanzierung gesichert. Die Rückzahlung dieser Anteilscheine erfolgte bereits im September 1972. Bereits beging die MG Berg ihren 75. Geburtstag und übernahm die Durchführung des Kreismusiktages des Kreises 3.
Am 14. + 15. Mai 1977 feierte sie mit vielen Gästen, besonders aber mit ihren Freunden aus Legau, ein grosses Fest. In Fronarbeit bauten die Musikanten die Volghalle so aus, dass die 800 Sitzplätze vorhanden waren, die vom Kant. Verband vorgeschrieben waren. Die 1976 eingeweihte Mehrzweckhalle Neuwies, wurde erstmals im Oktober 1977 von der MG Berg benutzt, um nach neunzehnjährigem Unterbruch, die 32. Veteranentagung des TKMV zu übernehmen.

1981 - 2001

Im Protokoll der Jahresversammlung vom 12.01.1981, steht unter Nachtrag:
Zu vorgerückter Stunde wurde auf Initiative unseres Fähnrichs Paul Lüthi ein Fahnenfonds eröffnet. Sein Wunsch war es, baldmöglichst ein neues Banner anzuschaffen. Bereits an diesem Abend spendeten die Musikanten einen ansehnlichen Betrag.
Übernahme der Delegiertenversammlung des Thurg. Kant. Musikverbandes (TKMV) am 5. Dezember 1981 in der Mehrzweckhalle Neuwies.
Die Reithalle im Kehlhof wurde auf den 3./4. Juli 1982 in eine Festhalle umfunktioniert und darin das 80 Jährige Jubiläum, verbunden mit der Fahnenweihe, gefeiert. Unser Fähnrich, Paul Lüthi und die Fahnenpaten Ines Keller und Werner Müller freuten sich mit allen Freunden der Musik über das gelungene Werk.
Dank dem Schweizer Fernsehen und der Sendung „ Mittwoch-Jass“ im Jahre 1985, lernte die Schweizer Bevölkerung unser Dorf und das musikalische Können der Berger Musikanten kennen.
Den Kreismusiktag 1987 in Bürglen wird unser Fähnrich Paul Lüthi, so schnell nicht mehr vergessen. Die Marschmusik war angesagt, da wurden die Reihen gerichtet und alles militärisch kommandiert und zum Abmarsch befohlen. So weit ging alles gut, wenn nicht Paul’s Schuhsohlen von der herrschenden Hitze des Strassenbelages vom Leim gelöst und liegen geblieben wären. Das konnte aber unseren Fähnrich nicht erschüttern, dieser marschierte mit Oberleder und in den Socken munter weiter. Das Publikum hatte seine helle Freude daran und applaudierte.
Die Uniformen für diesen Tag mussten zum Teil mit Occassionsuniformen der Musikgesellschaft Scherzingen ergänzt werden. Dies führte dazu, dass beschlossen wurde, auf das Jahr 1989 neue Uniformen anzuschaffen. Am Kirchenkonzert 1988 spielte die Musikgesellschaft erstmals in „ Hamoniebesetzung.“ Ueber die Hälfte der Mitglieder waren damals Frauen. Dank dieser Frauen wuchs der Verein zu einem ansehlichen Corps an.
Die Berger Bevölkerung war auch bei der „Bettelaktion“ zu Gunsten der neuen Uniformen sehr spendefreudig. Schon wieder ein Fest: vom 19.-21. Mai 1989 zeigten sich die Musikanten in ihren königsblauen Uniformen.
In der 100 Jährigen Vereinsgeschichte nahmen die neu eingekleideten Musikantinnen und Musikanten zum dritten Mal an einem Eidg. Musikfest teil. Die 48 Mann und Frau starke MG Berg erspielte sich in Lugano am 29.+ 30. Juni 1991 ein hervorragendes Resultat. Ein solch schönes Fest, spornte alle an, musikalisch und kameradschaftlich, diesen Weg weiter zu gehen. Motiviert durch das Eidg. Musikfest, wurden im Jahr 1993 die ersten Tonträgeraufnahmen verwirklicht.
Für die Jubiläumsfeierlichkeiten „ 1200 Jahre Berg“ und die gleichzeitige Neuinstrumentierung, die 1996 stattfinden sollten, wurden alle europäischen Berg angeschrieben. Der Entscheid fiel auf den „Musikverein Berg e.V.“ in der Pfalz. Bald wurden die erste Kontakte geknüpft. Bereits im Jahr 1995 besuchte man die Berger und nahm am dortigen Kreismusikfest teil.
Der Empfang war riesengross, die mitgereisten Behördemitglieder sowie die Musikantinnen und Musikanten wurden in allen Belangen richtig verwöhnt.
1996 war dann ein Jahr der Superlative. Die Neuinstrumentierung verbunden mit der 1200 Jahrfeier der Gemeinde Berg war ein absoluter Höhepunkt. Nicht nur weil die ganze Bevölkerung miteinbezogen wurde, sondern auch die Verbundenheit mit dem Dorf und seinen Vereinen war einmalig.
Auch im Mai1997 wurde die Musikgesellschaft wieder für einen Sondereinsatz aufgeboten. In der überfüllten Mehrzweckhalle konzertierte die MG, zur Feier unseres Gemeindeammannes Max Buri, der zum höchsten Thurgauer
(Grossrats-Präsidenten) gewählt wurde.
Der Kanton Thurgau war 1998 Gastkanton an der Olma in St. Gallen. Auf Einladung des Kantons durfte auch die MG Berg am Umzug teilnehmen.
Ein besonderes Vergnügen war der Empfang unserer „Miss Schweiz“, Anita Buri, im Oktober 1999, wo die Musikgesellschaft am Unterhaltungsprogramm mitwirken konnte, das vom Fernsehn DRS aufgezeichnet wurde.
Zum 75 jährigen Jubiläum unseres Partnervereins Berg / Pfalz im September 2000 reiste die MG Berg zusammen mit einer Delegation des Gemeinderates nach Berg und überbrachte die besten Wünsche.
Im gleichen Jahr konnte auch dem Partnerverein Weinfelden, mit Marschmusik und einem Konzert, zum 100 jährigen Jubiläum gratuliert werden.

100 Jahre sind eine lange Zeit. Sehr viel hat sich in diesem Zeitabschnitt verändert. Männer und Frauen aus unserem Dorf setzten sich immer wieder mit viel Engagement für den Verein ein. Neben unzähligen Auftritten und Unterhaltungen gab es auch oft ein Fest zu feiern. Viele junge Menschen lernten in den Reihen der Musikanten die Kameradschaft zu pflegen, aber auch viele Male senkte sich die Fahne auf dem Friedhof zum Abschied von einem Kameraden.

Vereinsausflüge und Reisen, in den ersten Jahren zum Beispiel auf den Nollen, mit und ohne Partner, waren stets Höhepunkte. Hoffentlich finden sich auch in den nächsten 100 Jahren wieder junge Menschen, um miteinander zu musizieren. Die Bevölkerung ist sich der kulturellen Bedeutung der Dorfmusik bewusst. Immer wiederkehrend unterstützen Private und Geschäftsleute, Bürger -und Einheitsgemeinde, gegebenenfalls mit einmaligen Beiträgen, grosszügig ihre Dorfmusikanten. Es ist zu hoffen, dass es der Musikgesellschaft Berg gelingt, auch im zweiten Jahrhundert weiterhin mit gepflegter Blasmusik den Mitmenschen Freude zu bereiten und sie für die Musik zu begeistern.